Ein mobiles computerbasiertes Dokumentations- und Informationssystem für den Massenanfall von Verletzten
General
Art der Publikation: Journal Article
Veröffentlicht auf / in: Der Notarzt
Jahr: 2013
Band / Volume: 29
Seiten: A4
Veröffentlichungsort: Stuttgart
Verlag (Publisher): Georg Thieme Verlag
DOI: https://doi.org/10.1055/s-0033-1350094
ISSN: 0177-2309
Authors
Abstract
Ein Massenanfall von Verletzten (MANV) ist für den einzelnen Rettungsdienstmitarbeiter ein seltenes Ereignis. Um eine optimale Versorgung der Betroffenen sowie einen effizienten Ressourceneinsatz zu gewährleisten, ist die Lagefeststellung ebenso notwendig wie die Kommunikation, Kooperation und Koordination der Einsatzkräfte. Zur Erfassung benötigter Daten werden derzeit Patientenanhängekarten und Formulare eingesetzt. Die Übermittlung erfolgt fernmündlich, durch Melder oder im persönlichen Gespräch. Diese Arbeits- und Kommunikationsmittel bieten eine für dynamische Situationen durchaus wertvolle Flexibilität, erschweren aber einen effizienten Informationsfluss.
Daher werden zunehmend interaktive computergestützte Systeme für den MANV erforscht. Hierbei lag der Fokus zunächst auf der Unterstützung des Sichtungsprozesses. Umfassende Lösungen, die die Aufbau- und Ablauforganisation berücksichtigen, waren eher auf technische Realisierbarkeit als auf Praxistauglichkeit ausgerichtet.
Ziel dieses Projektes war die Entwicklung eines gebrauchstauglichen mobilen Anwendungssystems für den MANV. Ausgehend von der These, dass Routine nur durch regelmäßige Nutzung eines Systems gewährleistet werden kann, in diesem sicherheitskritischen Kontext aber zwingend notwendig ist, wurde es als Erweiterung einer bei der täglichen Arbeit genutzten Anwendung zur Dokumentation im Rettungsdienst konzipiert, da MANV-Einsätze bzw. -Übungen zu selten stattfinden.
Methodische Grundlage war der menschzentrierte Entwicklungsprozess nach ISO 9241 – 210:2009, der eine umfassende Analyse des Nutzungskontextes und die aktive Einbeziehung fachkundiger potenzieller Benutzer in alle Phasen vorsieht. Diese wurde durch die teilnehmende Beobachtung an 2 Großübungen, regelmäßige Gespräche mit Experten, 5 eigene Workshops mit über 40 Vertretern verschiedener Organisationen sowie der Teilnahme an sozialwissenschaftlichen Tagungen und notfallmedizinischen Fortbildungen (u.a. Forum Leitende Notärzte Schleswig-Holstein, RETTmobil 2011 & 2012) gewährleistet.
Der Prototyp wurde mit dem Fachpublikum der akut 2012 diskutiert. Insbesondere der hybride Ansatz aus papierbasierten Karten, die das direkte Ablesen der Sichtungskategorie ermöglichen und mittels RFID-Chips erfasst werden können, wurde gegenüber rein elektronischen Lösungen positiv beurteilt.
Darüber hinaus wurde das System während einer MANV-Übung mit 40 virtuellen Patienten evaluiert, bei der Patientenablage, Behandlungsplatz, Bereitstellungsraum, Einsatzleitwagen und Leitstelle mit Tablet-PCs ausgerüstet wurden. Trotz Problemen mit der technischen Netzinfrastruktur und kleinerer Gestaltungsmängel bewerteten die Benutzer die Gebrauchstauglichkeit als positiv. Somit verbleibt die von anderen Projekten fokussierte technische Zuverlässigkeit als nächster Schritt. Sie darf jedoch nicht die Benutzung erschweren und muss durch automatische Konfiguration sichergestellt werden, um die Einsatzkräfte von technischen Aufgaben und Details frei zu halten.
Daher werden zunehmend interaktive computergestützte Systeme für den MANV erforscht. Hierbei lag der Fokus zunächst auf der Unterstützung des Sichtungsprozesses. Umfassende Lösungen, die die Aufbau- und Ablauforganisation berücksichtigen, waren eher auf technische Realisierbarkeit als auf Praxistauglichkeit ausgerichtet.
Ziel dieses Projektes war die Entwicklung eines gebrauchstauglichen mobilen Anwendungssystems für den MANV. Ausgehend von der These, dass Routine nur durch regelmäßige Nutzung eines Systems gewährleistet werden kann, in diesem sicherheitskritischen Kontext aber zwingend notwendig ist, wurde es als Erweiterung einer bei der täglichen Arbeit genutzten Anwendung zur Dokumentation im Rettungsdienst konzipiert, da MANV-Einsätze bzw. -Übungen zu selten stattfinden.
Methodische Grundlage war der menschzentrierte Entwicklungsprozess nach ISO 9241 – 210:2009, der eine umfassende Analyse des Nutzungskontextes und die aktive Einbeziehung fachkundiger potenzieller Benutzer in alle Phasen vorsieht. Diese wurde durch die teilnehmende Beobachtung an 2 Großübungen, regelmäßige Gespräche mit Experten, 5 eigene Workshops mit über 40 Vertretern verschiedener Organisationen sowie der Teilnahme an sozialwissenschaftlichen Tagungen und notfallmedizinischen Fortbildungen (u.a. Forum Leitende Notärzte Schleswig-Holstein, RETTmobil 2011 & 2012) gewährleistet.
Der Prototyp wurde mit dem Fachpublikum der akut 2012 diskutiert. Insbesondere der hybride Ansatz aus papierbasierten Karten, die das direkte Ablesen der Sichtungskategorie ermöglichen und mittels RFID-Chips erfasst werden können, wurde gegenüber rein elektronischen Lösungen positiv beurteilt.
Darüber hinaus wurde das System während einer MANV-Übung mit 40 virtuellen Patienten evaluiert, bei der Patientenablage, Behandlungsplatz, Bereitstellungsraum, Einsatzleitwagen und Leitstelle mit Tablet-PCs ausgerüstet wurden. Trotz Problemen mit der technischen Netzinfrastruktur und kleinerer Gestaltungsmängel bewerteten die Benutzer die Gebrauchstauglichkeit als positiv. Somit verbleibt die von anderen Projekten fokussierte technische Zuverlässigkeit als nächster Schritt. Sie darf jedoch nicht die Benutzung erschweren und muss durch automatische Konfiguration sichergestellt werden, um die Einsatzkräfte von technischen Aufgaben und Details frei zu halten.