Gestaltung eines Aufgabenverwaltungssystems für Gebärdensprachler zur Gebärdenannotation

Um die Gestaltung von interaktiven Systemen für native Gebärdensprachler zu untersuchen, wurde im Rahmen der hier vorliegenden Arbeit als Forschungsgegenstand ein Aufgabenverwal-tungssystem für die Gebärdenannotation entwickelt. Das System wurde basierend auf der Ana-lyse des Nutzungskontextes mit zwei Experten-Interviews konzeptionell ausgearbeitet. Für die visuelle Gestaltung wurden die Bedürfnisse der Zielgruppe mit Forschungserkenntnissen disku-tiert. Im Dialog mit Experten der Zielgruppe wurden zwei Varianten als Web-Anwendung reali-siert, um zu überprüfen, ob im Sinne der User Experience (UX) von nativen Gebärdensprach-lern eine statische Informationsdarstellung in interaktiven Systemen bevorzugt wird. Nach ei-nem Within-Subjects Design mit Counterbalancing wurden die zwei Varianten mit 38 Gebär-densprachlern in Form einer Online-Umfrage auf Basis des UEQ-S evaluiert.

Die resultierenden Ergebnisse widerlegen die aufgestellte Hypothese und zeigen eine Tendenz von nativen Gebärdensprachlern für Gebärdensprachvideos in interaktiven Systemen auf. Die Ergebnisse weisen jedoch eine hohe Varianz auch zwischen Personen mit gleicher Mutterspra-che auf, weshalb von kontextspezifischen und individuellen Präferenzen ausgegangen wird. Für Gebärdensprachler wird beim Einsatz von Gebärdensprachvideos im Vergleich zu Icons eine Steigerung der UX basierend auf dem UEQ-S von knapp 13 Prozent nachgewiesen. Native Ge-bärdensprachler verzeichnen einen Anstieg von über 29 Prozent hinsichtlich der hedonischen Qualität, welches die höchste Differenz darstellt.

Demnach erhöht die Einbindung von Gebärdensprachvideos sowohl für native Gebärdensprach-ler als auch für Personen, die Gebärdensprache als Zweitsprache ansehen, die UX gegenüber einer statischen Informationsdarstellung mit Icons. Zudem konnte ein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen dem Textverständnis und der bevorzugten Gestaltungslösung nach-gewiesen werden, der nahe legt, dass Gebärdensprachler mit geringem Textverständnis Gebär-densprachvideos in interaktiven Systemen präferieren.