TaBeL
Tablet-basierte Erfassung funktioneller Beeinträchtigungen und Lebensqualität bei Patienten/innen mit Kopf-Hals-Tumoren – eine kontrollierte Versorgungsstudie
Zeitraum: Seit August 2017 bis Juli 2021
Das Projekt TaBeL verfolgt als übergeordnetes Ziel, die klinische Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Kopf-Hals-Tumoren durch Verwendung von Tablets zu verbessern. Im Verlaufe des Projekts wird dazu ein webbasiertes System entwickelt, welches im Rahmen einer klinischen Studie zum Einsatz kommt und der Erfassung von Gesundheitsdaten und der Entscheidungsunterstützung bei Therapiemaßnahmen dient. Die Studie befasst sich dabei mit der Fragestellung, ob der Einsatz des Systems die Therapie derart unterstützen kann, dass auch die Lebensqualität der Patienten nachhaltig verbessert wird.
Herausforderungen im klinischen Versorgungskontext
Im Rahmen der ambulanten Routineversorgung finden üblicherweise im Quartalstakt Konsultationen mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt statt. Diese Patienten-Ärzte-Gespräche thematisieren insbesondere klinisch relevante Funktionsbeeinträchtigungen, psychosoziale Belastungen sowie die Lebensqualität der Patienten und dienen der Erfolgskontrolle von Therapiemaßnahmen und gegebenenfalls der Therapiemodifikation, um Patienten möglichst angemessen behandeln zu können.
Als wesentliche Entscheidungsträger ist es unabdinglich, im Verlauf dieser Gespräche alle relevanten Informationen über den gegenwärtigen Gesundheitszustand der Patientin oder des Patienten erlangen zu können. Den Ärzten stehen dabei zwei großen Herausforderungen gegenüber:
- Für die Gespräche steht verhältnismäßig wenig Zeit zur Verfügung. Innerhalb des Gespräches müssen nicht nur aktuelle Informationen erlangt werden, sondern auch bereits erfasste Informationen berücksichtigt werden. Die Ärzte müssen in der Lage sein, ein kongruentes Bild der Patienten zu erzeugen – also einen gesamtheitlichen Überblick über Therapieverlauf, aktuellen Gesundheitszustand und Therapieerfolg. Andernfalls ist es schwierig, über weitere Maßnahmen angemessen entscheiden zu können.
- Patienten und Ärzte „sprechen nicht dieselbe Sprache“. Differenzen zwischen den mentalen Modellen von Patienten und Ärzten erschweren den Austausch untereinander. Ärzte haben in der Regel eine andere Ausbildung genossen und können in Bezug auf die Krebstherapie auf einen anderen Erfahrungswert zurückgreifen. Im Gespräch kann sich dieser Umstand darin äußern, dass Patienten ihren Gesundheitszustand und ihre Probleme nicht zutreffend, nicht vollständig oder nicht in geeigneter Form mitteilen können.
Zusätzlich kommt es gerade bei Patienten mit Kopf-Hals-Tumoren des Öfteren zu chirurgischen Eingriffen, die die Sprachfähigkeiten beeinträchtigen können und sich ebenfalls negativ auf die Kommunikationsfähigkeit auswirken können.
Das Studiensystem
Das im Verlauf des Projektes entwickelte Tablet-basierte System umfasst drei Hauptkomponenten: Für Patienten wird ein Fragebogen angeboten, der vor den Patienten-Ärzte-Gesprächen durch die Patienten ausgefüllt wird und standardisiert Gesundheitsparameter, Lebensqualität und psychosoziale Faktoren erfasst. Die auf diese Weise erfassten Daten bilden sogenannte Patient-Reported Outcomes (PROs), also durch Patienten erfasste und damit subjektive Ergebnisse der Behandlung.
Den Ärzten wird eine Checkliste zur Verfügung gestellt, welche der Dokumentation und Beurteilung der Therapie dient. Gleichzeitig wird hierdurch ein Vergleich mit der wahrgenommenen Lebensqualität der Patienten ermöglicht.
In der Visualisierungskomponente laufen schließlich alle erfassten Daten zusammen und sollen in einer Übersichtsdarstellung die Entscheidungsfindung unterstützen. Durch eine angemessene zusammenfassende Darstellung der zur Verfügung stehenden Informationen soll insbesondere der Überblick über den Gesundheitszustand erleichtert werden – etwa mithilfe von Trenddarstellungen und Priorisierung akut relevanter Parameter und Ereignisse.
Projektförderer
Projektpartner
- Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie, Universität zu Lübeck
- Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Lübeck